Ein neues Format für offenen Austausch
Mit den CoR-AT LUNCH Talks eröffnet der Club of Rome – Austrian Chapter ein neues Format für den vertraulichen, fundierten Austausch im kleinen Kreis. Bei einem gemeinsamen Mittagessen werden aktuelle Fragen zu Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert – über institutionelle Grenzen hinweg, unter Chatham House Rules und mit Fokus auf den persönlichen Dialog zwischen Vordenker:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Der Auftakt fand am 23. Oktober 2025 im traditionsreichen Café Diglas im Schottenstift statt. Im Mittelpunkt stand die Frage: „Fordert die Ökonomie Wirtschaftswachstum?“
Rückblick auf die Diskussion
Thema: „Fordert die Ökonomie Wirtschaftswachstum?“
📅 23. Oktober 2025 | 📍 Café Diglas im Schottenstift, Wien
🎙 Speaker: Dr. Kurt Bayer (WIIW/WIFO) | 👤 Moderation: Andreas Breitenfellner (OeNB) | 🎓 Opener: Stefan Schleicher (Universität Graz)
Die Zusammenfassung des ersten LUNCH Talks, inklusive zentraler Diskussionspunkte und ergänzender Materialien, steht 🔗hier als PDF zum Download bereit.
Kurt Bayer stellte seinen Blogbeitrag zur Rolle des Wachstums in der modernen Ökonomie vor und zeigte, dass Wirtschaftswachstum kein Naturgesetz ist, sondern ein historisch gewachsenes Paradigma. Erst mit der Industrialisierung und der Entwicklung des BIP wurde Wachstum zu einem zentralen Ziel politischer Steuerung. Trotz wachsender Ungleichheit und ökologischer Grenzen bleibt es fest in der öffentlichen Wahrnehmung verankert – getrieben vom Narrativ, dass „die Kinder es einmal besser haben sollen“.

Bayer verwies auf alternative Ansätze wie die Donut-Ökonomie, Degrowth und die Arbeiten der Stiglitz-Kommission, die jedoch bisher keinen breiten Durchbruch in der Wirtschaftswissenschaft erzielt haben. Der Neoliberalismus habe die Dominanz des Wachstumsdenkens weiter verstärkt – mit einer Schlüsselrolle des Finanzsektors.
Impulse und Perspektiven
Stefan Schleicher betonte in seinem Opener, dass die ökonomische Wertschöpfungskette neu gedacht werden müsse. Auf Basis des CORE-Lehrkonzepts (core-econ.org) sprach er sich für ein erweitertes Verständnis von Wohlstand aus, das natürliche Ressourcen und gesellschaftliche Funktionen wie Wohnen, Bildung und Gesundheit ebenso berücksichtigt wie Arbeit und Kapital. Entscheidend sei das Zusammenspiel von „stocks“ und „flows“ – also von materiellen Grundlagen und deren nachhaltiger Nutzung.
Diskussion unter Chatham House Rules
Unter der Moderation von Andreas Breitenfellner diskutierten die Teilnehmer:innen Fragen wie:
- Welche Rolle spielt Profit im ökonomischen System?
- Wie kann Politik wirkliche Veränderung ermöglichen?
- Ist Entkoppelung von Wachstum und Umweltverbrauch realistisch?
- Wie lässt sich der gesellschaftliche Zusammenhalt in Zeiten wachsender Ungleichheit sichern?
- Und wie kann die Attraktivität langfristiger Gegenstrategien gestärkt werden?
Abschluss
Reinhold W. Lang (Präsident CoR-AT) fasste zusammen, dass eine nachhaltige Zukunft nur durch eine konsequente Kreislaufwirtschaft gelingen kann – angetrieben von erneuerbaren Energien und einer intelligenten Steuerung von zirkulären Stoffströmen, insbesondere im Bereich kohlenstoffbasierter Materialien.
👉 Weiterführend: Blogbeitrag von Kurt Bayer
Foto: ©Club of Rome – Austrian Chapter Beitragsbild: © Cafe Diglas im Schottenstift
