2. Januar 2023, von Dr. Hannes Swoboda (Präsident des Club of Rome – Austrian Chapter)

Die Süddeutsche Zeitung versah ihr „Thema des Tages“ vom 29.12. mit dem Titel: „Jahr des Versprechens“. Dies bezog sich auf zwei internationale Konferenzen im Jahr 2022, nämlich die COP 27 in Ägypten und die Konferenz zur Biodiversität in Kanada. Beide Tagungen brachten nur gemischte Ergebnisse. Aber immerhin konnte bezüglich der Kompensation für die Umwelt- und Klimaschäden vornehmlich in den ärmeren Ländern eine Vereinbarung getroffen worden. Die finanziellen Leistungen, die die Länder, die vor allem die Verursacher der Klimaschäden sind, leisten müssen, sollen denen, die vor allem unter den Folgen der Klimaveränderungen zu leiden haben in ihren klimapolitischen Anstrengungen helfen. Und die Dringlichkeit des Schutzes der Biodiversität wurde – wieder einmal – global anerkannt. Nun sollten die relevanten Beschlüsse umgesetzt werden. Vor allem die COP 28 Ende 2023 wird sich damit befassen. Wir vom Club of Rome – Austrian Chapter werden ebenfalls die Umsetzung beobachten und darüber berichten. Wir wollen mithelfen, dass das Jahr 2023 ein Jahr der Umsetzung wird: in Österreich, in Europa und global.

Ausgangspunkt in 2023

Ausgangspunkt dafür wird für unsere Arbeit im Jahr 2023 der Bericht des Club of Rome „Earth for All“ sein, über den wir seit seiner Veröffentlichung auf unserer Website ausführlich berichtet haben. Die 5 Kehrtwenden werden dazu in jeweils einer Veranstaltung adressiert und diskutiert.

Thematisch starten wir das Jahr rund um das Thema Energie. Jede erfolgreiche Klimapolitik hat als Voraussetzung eine deutliche Energiewende hin zur nachhaltigen Energie und weg von fossilen Energien. Der Krieg in der Ukraine mit seinen drastischen Auswirkungen hat die Umsetzung der klimapolitischen Ziele nicht leichter gemacht. Aber der Krieg hat die Notwendigkeit der Energiewende unterstrichen und verdeutlicht. Dabei gilt es die Energieversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, die Energiearmut zu bekämpfen und gleichzeitig die Energiewende zu beschleunigen. Aber das setzt nationale Maßnahmen, aber auch eine europäische und soweit es geht, globale Zusammenarbeit, voraus. Dies unterstrich auch der Generaldirektor der International Energie Agentur (IEA) Fatih Birol bei einer – auch vom Club of Rome – Austrian Chapter – mitorganisierten Keynote in Wien.

Veranstaltung Ende Jänner

Ende Jänner werden wir uns deshalb mit einem besonderen Thema der Energiewende nämlich der Erzeugung von grünem Wasserstoff zur industriellen Nutzung beschäftigen. Der grüne Wasserstoff ist eine Art der neuen Energieträger, die die Energiewende tragen müssen. Für Deutschland meinte der bekannte Klimaforscher Ottmar Edenhofer, dass – sollten die EU-Klimaziele bis 2030 erreicht werden, 400 mal mehr Wasserstoff-Elektrolyse als heute geschaffen werden müssen. Wir müssen uns dabei allerdings im Klaren sein, dass es nicht “die“ Energieform gibt, die der Klimapolitik zum Durchbruch verhelfen kann. Die zweckmäßige Kombination von Elektromobilität mittels verschiedenen Batterietechnologien, E-Kraftstoffen und grünem Wasserstoff in den verschiedenen Bereichen von Mobilität und Logistik wird die beste Antwort für den Verkehr der Zukunft bieten.

Die Erzeugung und die Errichtung eines Transportsystems von und für Wasserstoff sind vor allem für die europäische Industrie notwendig. Wie Fatih Birol auf unserer Tagung feststellte, befinden sich Europa, die USA und viele asiatische Staaten wie Japan, Süd-Korea und China in einem globalen Wettbewerb um die erfolgreichste klimaneutrale Industrie und deren qualifizierte Arbeitsplätze. Dabei geht es allerdings auch um eine Industrie, die einen wesentlichen Bestandteil der Kreislaufwirtschaft darstellen wird. Darüber hinaus darf auch nicht die klimagerechte Umgestaltung des Bausektors von der Herstellung der Baustoffe bis zum „urban mining“ im Falle von Abbrüchen vernachlässigt werden.

Die Europäische Union wird auf Grundlage der bisherigen Beschlüsse klimapolitische Antworten finden müssen, die den eigenen Zielen gerecht werden, aber auch die Herausforderungen, die nicht zuletzt aus den protektionistischen Maßnahmen der USA kommen, beantworten. Immerhin hat die EU erst kürzlich eine Verstärkung und Ausweitung des Emissionshandels beschlossen, inklusive der Einhebung von Zöllen auf Produkte deren Herstellung den klimapolitischen Regeln der EU widersprechen. Eine klimagerechte Industriepolitik wird jedenfalls ein Thema sein, mit dem sich der Club of Rome – Austrian Chapter 2023 beschäftigen wird.

Systemische Änderungen Hand in Hand mit Wellbeing

Ein klimagerechtes Verkehrssystem und eine ebensolche Industriepolitik brauchen aber auch Verhaltensänderungen auf der Konsumentenseite. Und die muss wieder Hand in Hand gehen mit Produktionsanpassungen vor allem im Landwirtschaftssektor. Kein Sektor unserer Wirtschaft und kein Bereich unseres individuellen und sozialen Lebens kann von Veränderungen ausgespart werden, wenn unsere Klimapolitik erfolgreich sein soll. Die klimagerechte Regelung des Kohlenstoffkreislaufs braucht einerseits umfassende technologische Maßnahmen zur Vermeidung von schädlichen Schadstoffen – bis hin zu Technologien, um die unvermeidbaren Schafstoffe aus der Luft zu holen und sie klimaneutral zu lagern. Andererseits muss die Politik Verhaltensänderungen in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität für die Menschen attraktiver machen und die gesellschaftliche Transformation erleichtern. Damit steigert sich unweigerlich das persönliche und gesellschaftliche Wellbeing.

Es gibt genug Themen, mit denen sich das Austrian Chapter des Club of Rome beschäftigen muss und wird. Unser Team wird sich mit großem Engagement diesen Herausforderungen stellen und wir hoffen dabei auf viele Mitglieder und Personen, die uns dabei helfen und unterstützen wollen.

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